Tagung
Zwangsmassnahmen an Minderjährigen in der demokratischen Schweiz des 20. Jahrhunderts. Zwischen Erinnerung, historischer Aufarbeitung und gesellschaftlicher Auseinandersetzung
In einer demokratischen Gesellschaft werden die politische Meinungsbildung und dabei das Entstehen der Überzeugung, ein bestimmtes vergangenes Geschehnis habe eine Relevanz für die heutige Gesellschaft, in den Prozessen des öffentlichen Diskurses geschaffen. Das öffentliche Erzählen historischer Ereignisse allein erreicht die öffentliche Auseinandersetzung jedoch nicht. Es braucht den spezifischen Zugang zu den Praktiken des Diskurses, die «Zurichtung» der Erzählung auf die AdressatInnen – sei dies eine politische Öffentlichkeit insgesamt, sei es eine spezifische Gruppe (z. B. Berufsgruppe oder in spezifischem Verhältnis zu den Geschehnissen Stehende). Diese «Zurichtung» steht mit dem Begriff der Vermittlung im Zentrum dieser Tagung.
Mit dem Thema der Zwangsmassnahmen an Minderjährigen in der demokratischen Schweiz im 20. Jahrhundert werden also die Fragen nach der Vermittelbarkeit von Geschichte(n) und damit auch der Vermittelbarkeit von wissenschaftlich aufgearbeiteter Vergangenheit, nach den Zielsetzungen einer Vermittlung und nach den Medien und Methoden der Vermittlung gestellt. In den Blick genommen wird dabei, wen diese Vermittlung wie erreichen soll, welche Auseinandersetzung mit dem Erzählten und mit der Tatsache, dass es erzählt wird, ermöglicht werden soll. Insbesondere ist dem Sachverhalt Aufmerksamkeit zu widmen, dass Opfer der zu erzählenden Geschichte(n) sowie Akteure unterschiedlichster Art sich unter denjenigen befinden, die als politische Öffentlichkeit angesprochen werden.
Die Reflexion über Vermittlung beim Thema der Zwangsmassnahmen an Minderjährigen hat eine hohe aktuelle Bedeutung, sind doch verschiedene Programme am Laufen, die eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit früheren Praktiken und Institutionen, die Erarbeitung von Wissen über das Geschehene und damit auch Einsichten über die Bedeutung dieser Geschichte(n) für die heutige Gesellschaft und ihre Mitglieder ermöglichen sollen. Sich begleitend Gedanken zu machen über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Vermittlungsprozesse, mit denen das Erarbeitete in die Diskussion überführt werden kann, erscheint gleichzeitig sinnvoll wie notwendig.
Die Tagung wird vom Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der PH FHNW am Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) in Zusammenarbeit mit dem Sinergia-Projekt «Placing Children in Care» (Ltg. Prof. Dr. Gisela Hauss) und mit dem Departement Geschichte der Universität Basel (Prof. Dr. Martin Lengwiler) durchgeführt.
Tagungsprogramm
09.20–09.45 Béatrice Ziegler
Begrüssung und Einführung ins Thema
Claudia Scheidegger
Erwartungen und Perspektiven
09.45–10.30 Beat Bieri
Dokumentarfilme als öffentliche Sensibilisierung
10.30–11.00 Pause
11.00–11.30 Urs Hafner
Funktion und Aktivität der Presse im Prozess der Aufarbeitung
von vergangenem Unrecht
11.30–12.00 Jacqueline Häusler
Die Ausstellung als Katalysator gesellschaftlicher Debatten
12.00–13.30 Lunch
13.30–14.00 Gisela Hauss
Historisches Unrecht und seine «Wiedergutmachung» als Auseinandersetzung mit dem eigenen Professionshandeln: Soziale Arbeit
14.00–14.30 Pause
14.30–15.00 NN
Geschichtsunterricht zwischen Werteerziehung und kritischer Auseinandersetzung mit Geschichte
15.00–15.30 Schlusskommentare
Claudia Scheidegger
Persönliche Bilanz der Tagung
Martin Lengwiler
Fazit, Ausblick und Verabschiedung
Organisiert von
Prof. Dr. Béatrice Ziegler, Pädagogische Hochschule FHNW und ZDA Aarau; Prof. Dr. Gisela Hauss, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW; Prof. Dr. Martin Lengwiler, Departement Geschichte, Universität Basel
Veranstaltungsort
Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA)
Küttigerstrasse 21
5000
Aarau
Sprachen der Veranstaltung
Deutsch
Zusätzliche Informationen
Kosten
CHF 0.00
Anmeldung
Anmeldeschluss