"Wollt ihr den totalen Krieg?" Konzeptionelle Überlegungen des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels zum totalen Krieg

AutorIn Name
Corinne
Breitschmid
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stig
Förster
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2016/2017
Abstract
Joseph Goebbels’ Rede im Berliner Sportpalast vom 18. Februar 1943 steht heute exemplarisch für Kriegspropaganda. Wenn es um den totalen Krieg geht, denkt man an seine Frage „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Was aber oftmals nicht bekannt ist, sind die Überlegungen und Pläne die Goebbels hinsichtlich dieses Konzepts gemacht hatte. Schon 1941 machte der Propagandaminister Hitler Vorschläge zur Durchführung eines totalen Krieges. Es ging ihm vor allem darum, Frauen als Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie einzusetzen. Hitler entschied aber, die Pläne seines Ministers nicht zu berücksichtigen. Nach der Niederlage von Stalingrad im Winter 1942/43 wollte Goebbels die Bevölkerung wieder für den Krieg begeistern und endlich sein über Monate ausgearbeitetes Programm zum totalen Krieg durchführen. Die Überlegungen zum totalen Krieg lassen sich anhand der Tagebucheinträge von Joseph Goebbels belegen. Die Tagebücher dienten dieser Masterarbeit als Hauptquelle. Das Ziel der Sportpalastrede, welche ebenfalls als Quelle vorlag, war, Verbündete für sein Vorhaben zu finden und Hitler zu zeigen, dass auch die Bevölkerung den totalen Krieg forderte. Es dauerte aber noch bis 1944, bis Goebbels endlich die Vollmachten erhielt, die er brauchte. Mit der Unterstützung von Albert Speer und anderen Mitgliedern der Regierung versuchte Goebbels über Monate erfolglos Hitler von der Notwenigkeit totaler Kriegsmassnahmen zu überzeugen. Erst nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er zum „Generalbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz“ ernannt und versucht bis zum Kriegsende Soldaten für die Wehrmacht und Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie zu mobilisieren. Gründe, wieso sich Joseph Goebbels mit dem totalen Krieg beschäftigte, sind in seiner Biographie zu finden. Er meldete sich im Ersten Weltkrieg freiwillig, wurde aber aufgrund seiner körperlichen Behinderung – er hatte seit seiner Kindheit ein verkürztes Bein und einen lahmen Fuss, ausgelöst von einer Knochenmarkentzündung – nicht berücksichtigt. Nun sollten die allerletzten Kräfte mobilisiert werden. Jeder, der einen Beitrag leisten wollte, sollte diese Möglichkeit auch bekommen. Während seines Studiums, Joseph Goebbels hatte einen Doktortitel in Germanistik, litt er unter Geldproblemen. Seit dieser Zeit empfand Goebbels deswegen einen regelrechten Hass auf die finanziell besser situierten Bürger. Durch den totalen Krieg sollte sich niemand mehr „freikaufen“ können. Alle sollten am Krieg beteiligt werden. Diese Tatsache wird dadurch gefestigt, dass Goebbels sich in seiner Studienzeit mit dem sozialistischen Gedankengut auseinandersetzte und sich damit identifizierte. Da Goebbels den Krieg an sich und vor allem den Ostfeldzug nie gewollt hatte, und sich davor fürchtete, was nach dem Krieg kommen würde, liegt es nahe, dass er den totalen Krieg forderte, weil er nur so eine Chance sah, den Krieg gegen die Sowjetunion zu gewinnen. Vergleicht man Goebbels’ Vorstellungen mit dem heutigen Konzept, wird klar, dass man die Forderungen des Propagandaministers mit der totalen Mobilisierung gleichsetzen kann. Es ist noch festzuhalten, dass Goebbels keineswegs der Erfinder des totalen Krieges war. Schon während des Ersten Weltkrieges sprachen französische Journalisten vom totalen Krieg. Geprägt wurde der Begriff von General Erich Ludendorff, dessen Konzept, wie sich in der Arbeit zeigte, auch Einfluss auf Joseph Goebbels’ Auffassung vom totalen Krieg nahm.

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