Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Silvia
Berger Ziauddin
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2019/2020
Abstract
Aids ist ein zentraler Bestandteil der Geschichte der 1980er Jahre. Während Infektionskrankheiten in der Nachkriegszeit als überwunden galten, kehrten sie mit dem Ausbruch der Immunschwächekrankheit Aids wieder mit voller Härte in Leben und Alltag der Menschen zurück. Daraus resultierte eine erneute enge Beschäftigung mit dem Körper und Intimbeziehungen.
Die anfänglich in den USA vorwiegend bei jüngeren homosexuellen Männern auftretende Krankheit wurde zunächst als «Gay-Related Immune Deficiency» (GRID) bezeichnet. 1981 war dort ein erster Fall der Krankheit registriert worden. 1982 bezeichnete man diese Immunschwächekrankheit erstmalig als Aids und ab 1983 konnte das HI-Virus als Ursache der Infektionskrankheit festgemacht werden.
Rassistische, sexistische und homophobe Differenzdiskurse prägten anfänglich den Umgang mit der Krankheit. In den frühen 1980er Jahren waren erste Fälle von Aids auch im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. Das Aufkommen der Krankheit führte in westlichen Ländern zu einer enormen Wissensproduktion. Gemäss Schätzungen der Vereinten Nationen leben heute weltweit rund 37 Millionen Menschen mit HIV oder Aids. Gleichzeitig aber nimmt der Anteil von Menschen mit Zugang zu Medikamenten zu. Nichtsdestotrotz wurden noch 2018 in der Schweiz 425 neue Fälle von HIV-Infektionen diagnostiziert.
Die Geschichte von Aids und den Präventionsbemühungen des Bundes ist in der Schweiz weitgehend unerforscht. Seit 1987 orientierten das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Schweiz (AHS) mit der «STOP AIDS»-Kampagne die schweizerische Bevölkerung regelmässig über HIV und die Möglichkeiten, sich vor der Krankheit effektiv zu schützen. Im Gegensatz zu einigen im Ausland lancierten Aufklärungsaktivitäten setzte die «STOP AIDS»-Kampagne nach eigenen Aussagen der Initiatoren nicht auf Schockeffekte und Angst, sondern auf Sachlichkeit und Information. Als Hauptmedium figurierte dabei das Plakat. Im Zentrum dieser Masterarbeit steht die «STOP AIDS»-Kampagne und eine Auswahl der in ihr zur Verwendung gelangenden Plakate. Als Quellengrundlage diente dabei die Sammlung der AIDS Info Docu (AID) Schweiz, welche dem Archiv des Instituts für Medizingeschichte der Universität Bern 2013 als Schenkung übergeben wurde, um die Erforschung der Bestände zu ermöglichen.
Die Masterarbeit zeichnet die Entstehung der Kampagne nach, ordnet sie in die Präventionsbemühungen des Bundes ein und geht den Wirkungsabsichten der Kampagnenmacher*innen mithilfe von Plakat- und Inseratanalysen nach. Dabei orientiert sie sich an Fragestellungen betreffend Akteur*innen und deren Beweggründen und rückt die anvisierten Rezipient*innengruppen in den Fokus.
Überdies werden die Kampagnenbotschaften erläutert und nach Brüchen in der Gestaltung der Kampagne gefragt. Im Sinne einer visual history wird dabei ein Quellenkorpus bestehend aus Plakaten und Inseraten der Kampagne und den dazugehörigen Begleitdokumentationen analysiert. Durch eine genaue Betrachtung der Bildmotive, der sprachlichen Elemente sowie der Text-Bild-Verbindungen können die Botschaften und Zielgruppen der Kampagne identifiziert werden.
Die Arbeit zeigt auf, dass die Schweizer Bundesbehörden in ihrer Bekämpfung des Virus den Fokus auf die Prävention legten und in Anwendung einer New Public Health-Strategie, die das Zusammenwirken staatlicher und nicht-staatlicher Akteur*innen, in diesem Falle des BAG und der AHS, vorsah, auf einen Lerneffekt in der Bevölkerung mithilfe der Darlegung von Informationen setzten. Dabei nutzten sie das Potential einer multimedial angelegten Kampagne und richteten einfachste Präventionsbotschaften, die beispielsweise zum Gebrauch von Präservativen aufriefen, an die Bevölkerung mit dem Ziel der Reduktion von Neuinfektionen und der Förderung der Solidarität.
Die Analyse zeigt, dass sich die Kampagne in ihren Grundbotschaften durch eine grosse Kontinuität auszeichnet, ihre Visualisierung auf Plakat- und Inseratmotiven jedoch einem starken Wandel unterworfen ist.