Legitimation stalinistischer Expansion. Panslawismus und die Ausweitung der sowjetischen Einflusssphäre in Ostmitteleuropa

AutorIn Name
Andreas
Anderfuhren
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Marina
Cattaruzza
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2013/2014
Abstract
Ziel der Arbeit ist zu untersuchen, ob und in welcher Art zwischen der Ausweitung der sowjetischen Einflusssphäre über Ostmitteleuropa in der Folge des zweiten Weltkriegs einerseits und dem Rückgriff auf panslawistisches Gedankengut andererseits ein Zusammenhang bestand. Dazu wird primär die Tätigkeit des 1941 in der Sowjetunion gegründeten slawischen Komitees beleuchtet. Die Periode, welcher das Hauptinteresse des Beitrags gilt, erstreckt sich vom Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Sommer 1941 bis zum Sommer 1948. Die Arbeit basiert primär auf der Analyse der im staatlichen Archiv der Russischen Föderation in Moskau (GARF) in dessen Fonds 6646 slavjanskij komitet vorliegenden Dokumente zur Tätigkeit des oben erwähnten Komitees. Es wird erläutert, wie panslawistische Agitation während des Kriegs zur Grundlage für die legitimatorische Nutzbarmachung dieser Ideologie bei der Ausweitung der sowjetischen Interessensphäre in Osteuropa nach dem Krieg wurde. Herausgearbeitet werden ferner die drei Hauptprobleme, welche sich dieser Agitation in ideologischer Hinsicht entgegenstellten: Die Zusammenarbeit zwischen Slawen und dem nationalsozialistischen Deutschland während des Kriegs, die Integration nichtslawischer Staaten – Ungarn, Rumänien, die DDR und Albanien – in das Bündnissystem des entstehenden Ostblocks nach dem Kriegsende sowie die Existenz Jugoslawiens ausserhalb dieses neuen Bündnisses ab 1948. Der Verfasser charakterisiert die Jahre 1944- 47 als „Blütezeit“ dieser panslawistischen Bewegung. Diese Jahre waren gleichzeitig entscheidend für die Ausweitung der sowjetischen Einflusssphäre über Ostmitteleuropa. Die agitatorische Tätigkeit des slawischen Komitees bot der sowjetischen Führung eine Legitimationsgrundlage für diesen Prozess, durch welchen die kleineren slawischen Staaten zu Subjekten stalinistischer Machtausübung degradiert wurden. Stalin konnte sich die panslawistische Ideologie dabei als Machtressource unterordnen, welche in bestimmten Situationen gewinnbringend einge- setzt, anderenfalls aber auch ignoriert werden konnte. Der Verfasser hat auf dieses Verhalten analytisch das politikwissenschaftliche Konzept des „Forumshoppings“ angewendet. Panslawismus war jedoch nie die einzige Ressource in Sta- lins diskursivem Arsenal zur Legitimierung seiner ostmitteleuropäischen Expansion. Andere Mittel waren die Bezugnahme auf die kommunistische Ideologie sowie die bedenkenlose Nutzbarmachung der russischen orthodoxen Kirche für diese Zwecke.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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