Kollaboration oder Kooperation? Der innere Mechanismus der imperialistischen Machtausübung in Hyderabad und Poona (1795-1818)

AutorIn Name
Sebastian
Steiner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stig
Förster
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2010/2011
Abstract
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts befand sich das Mogulreich in Indien bereits im Niedergang. Es waren diese Schwäche und die Turbulenzen innerhalb und zwischen den Nachfolgestaaten des Mogulreiches, welche es den Briten erlaubte, sich in Indien festzusetzen. Die Britische East India Company (EIC) war zwar schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts auf dem indischen Subkontinent präsent. Doch erst die Konkurrenz mit den Franzosen und die Auseinandersetzungen mit lokalen indischen Mächten hatten zur Folge, dass sich die Handelsgesellschaft im Jahr 1757 in Bengalen als Territorialmacht etablieren und ihren Einfluss in Indien in der Folge stetig ausbauen konnte. Dabei sind grundsätzlich zwei entscheidende Expansionsschübe der EIC in Indien zu verzeichnen – zwischen 1798 und 1805 unter Generalgouverneur Richard Colley (Marquess of) Wellesley und zwischen 1817 und 1819 unter Generalgouverneur Francis Rawdon (Marquess of) Hastings. Beim Ausbau des Britischen Empires in Indien spielte die Inkorporation bestehender politischer Strukturen eine entscheidende Rolle. Ein geeignetes diplomatisches Instrument, um den Ausbau des Empires ohne die wirtschaftlichen sowie politischen Folgen einer Annexion voranzutreiben und bestimmte Fürstenstaaten der indirekten Kontrolle der EIC unterzuordnen, waren sogenannte Subsidienverträge. Sowohl vom Herrscher in Hyderabad als auch vom Herrscher in Poona – den zwei in dieser Arbeit gewählten Beispielen – sind mit der Company im oben genannten Zeitraum Subsidienverträge abgeschlossen worden. In beiden Fällen definierten die Vertragsschlüsse im wesentlichen Masse den weiteren, in beiden Fällen aber sehr unterschiedlichen Verlauf der Beziehungen der Fürstenstaaten zur East India Company. Subsidienverträge als Instrument der imperialistischen Machtausübung waren nur dann durchsetzbar, wenn die entsprechenden Fürsten auch bereit waren, einer Subsidien-Allianz mit der Company beizutreten. Um einen Vertragsschluss durchzusetzen, war die Company deshalb jeweils von der „Kollaboration“ lokaler Eliten abhängig. Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Strukturen der Kollaboration in der imperialen Peripherie und der Beantwortung der Frage, weshalb die in der Arbeit als Beispiel gewählten Fürstenstaaten sich in das Subsidien-System der Company in Indien einordneten. Ronald Robinson hat sich in seiner „Kollaborationstheorie“ diesen Verhältnissen in der Peripherie gewidmet. Seine Theorie wird in der Einleitung deshalb kurz besprochen. Dabei wird auch versucht, den von Robinson wertneutral verwendeten Begriff der „Kollaboration“ zu definieren. Dann folgt der Hauptteil der Arbeit, welcher sich hauptsächlich der Frage widmet, warum die Herrscher von Hyderabad und Poona überhaupt Subsidienverträge mit der EIC abgeschlossen und mit den Briten zusammengearbeitet haben. Dabei wird sowohl nach innen-, wie nach aussenpolitischen Gründen gesucht und auch beschrieben, welche kurz-, mittelund langfristigen Folgen der Vertragsabschluss für die beiden Fürstenstaaten hatte. Um diese Frage beantworten zu können, muss nach dem inneren Mechanismus der imperialistischen Machtausübung in den beiden Fürstenstaaten gesucht werden. Die Beschreibung desselben gegen Ende des jeweiligen Beispiels erlaubt, am Schluss der Arbeit in einer Synthese eine Analyse der Subsidienverträge aus einer „indischen“ Perspektive vorzunehmen. Dabei wird geklärt, weshalb die Allianz der East India Company mit Hyderabad von langfristiger, diejenige mit Poona hingegen nur von kurzfristiger Natur war. Es wird aber auch auf theoretischer Ebene untersucht, ob der Begriff der „Kollaboration“ auf die Beschreibung der Beziehung zwischen den Agenten der Company und den lokalen Eliten in Hyderabad und Poona wirklich auch zutrifft und welche Begriffe diese jeweiligen Beziehungen besser beschreiben würden. Dabei wird sowohl auf indische als auch auf englische Autoren zurückgegriffen und es werden bestimmte Schlüsselquellen genutzt, die von britischer Seite verfügbar sind. Indische Quellen haben aufgrund sprachlicher Einschränkungen nur über den Umweg der Sekundärliteratur Eingang in diese Arbeit gefunden. Der Autor dieser Arbeit vertritt die These, dass der Begriff der „Kollaboration“ nicht geeignet ist, um die Beziehungen zwischen den indigenen Eliten und den Agenten der Metropole in den beiden gewählten Fällen in diesem Zeitraum beschreiben zu können. Besser eignen sich – wie im Schlussteil erklärt werden wird – die Begriffe der „Kooperation“, und im Falle von Hyderabad sogar der Begriff der „Ausbeuungsgemeinschaft“.

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