Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Brigitte
Studer
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2016/2017
Abstract
Das Akademikerhaus Bern, umgangssprachlich „Aki“ genannt, ist heute aus der institutionellen Landschaft der Universität Bern kaum mehr wegzudenken. Im Jahr 1927 wurde das Akademikerhaus von Paul de Chastonay SJ (Societas Jesu) gegründet und bis ins Jahr 2009 von Jesuiten geführt. Die Masterarbeit widmet sich der Geschichte des Akademikerhauses Bern von der Gründung bis ins Jahr 2009, als sich der jesuitische Orden wegen personeller Engpässe aus Bern zurückzog. Aufgrund des Artikels 51 der alten Bundesverfassung von 1874 – auch Jesuitenartikel genannt – war es den Jesuiten bis ins Jahr 1973 untersagt, in Kirchen oder Schulen zu wirken. Eine Tätigkeit der katholischen Studentenseelsorge unter jesuitischer Leitung war also nicht nur zu deren Gründungszeit verboten, sondern auch zum Zeitpunkt der Niederlassung an der Alpeneggstrasse im Jahr 1947. Um sich dennoch an der Universität Bern für die katholischen Studierenden etablieren zu können, gründete der Jesuitenorden den Augustinusverein. Dessen Mitglieder waren Katholiken, welche in der Diaspora Bern studiert und eine katholische Seelsorge vermisst hatten. Die Masterarbeit fragt danach, was den jesuitischen Orden nach Bern – neben Zürich eine der Bastionen der Reformierten – geführt hatte und wie er sich so lange Zeit im reformiert geprägten Umfeld halten konnte.
Wie sich in der Arbeit zeigt, bot sich die Stadt Bern als Standort aus zwei Gründen für eine katholische Seelsorge an: Erstens waren an der Universität Bern viele katholische Studierende immatrikuliert, es fehlte jedoch eine rein katholische Seelsorge, um sie konfessionell durch ihr Studium zu begleiten. Zweitens wählte der Jesuitenorden Bern als Bundesstadt in der Hoffnung, politisch Einfluss nehmen zu können, um die Aufhebung des Verbots voranzutreiben.
Die Arbeit basiert vor allem auf Quellen aus dem Archiv der Schweizer Jesuitenprovinz in Zürich und Quellen aus dem Privatbesitz des Bibliothekars P. Paul Oberholzer SJ. Die Quellengattung Briefe war für die Arbeit zentral, da diese es ermöglichten, einen Einblick in den Alltag der Berner Kommunität und auch in die seelsorgerischen Richtungsentscheide über die untersuchte Zeitspanne zu erhalten. Methodisch wird in der Arbeit quellennah gearbeitet, da es bisher keine Forschung zum Thema der katholischen Seelsorge in Bern gibt. Der Gegenstand wird mit einem kultur- und sozialhistorischen Ansatz untersucht. Die Arbeit rekonstruiert mit dieser Herangehensweise den Alltag in der jesuitischen Kommunität Bern. Sie geht dabei als erstes den Veränderungen in der Studierendenseelsorge über die Zeit nach. Als wichtige Einschnitte erwiesen sich gesellschaftliche Umbrüche wie das Zweite Vatikanische Konzil oder die 1968er Bewegung. Ferner wurde auch die Finanzierung des Akademikerhauses Bern über den gesamten Zeitraum untersucht. Bis Anfang der 1970er Jahre finanzierte sich dieses durch Spenden und durch den Orden selbst. Danach kam dank dem Abschluss mehrerer Abkommen die römisch- katholische Gesamtkirchgemeinde Bern finanziell massgeblich für das Akademikerhaus auf.