Elisabetta Farnese, Königin von Spanien (1714-1746), als aussenpolitische Akteurin

AutorIn Name
Eva
Ott
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Windler
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2016/2017
Abstract
Elisabetta Farnese (span. Isabel Farnesio) kam 1714 als zweite Frau Philipps V. nach Spanien. Sie bestimmte bis zum Tod des Königs wesentlich die Aussenbeziehungen, die Personalpolitik und die Kunstpatronage des Hofs. Ihre erste Handlung auf diesem Gebiet, noch vor ihrer Ankunft in Madrid, war die Ausweisung der Madame des Ursins aus Spanien und damit die Schwächung der „französischen“ Faktion am Hof. Ihr grosser Einfluss auf den König und ihr hohes aussenpolitisches Gewicht sind in der Forschung unumstritten. Es fehlen jedoch Untersuchungen über ihre Netzwerke bzw. Faktionen und ausgewogene Beurteilungen ihres Handelns. In der Historiographie ist sie als dominante Gattin des zunehmend in Umnachtung fallenden Königs beschrieben worden. In der Regel als „la parmesana“ tituliert, gilt sie als verantwortungslose Interessenpolitikerin, die ihre eigene Italienbindung über die „wahren“ (machtpolitischen) Interessen der Katholischen Monarchie gestellt habe. Lediglich Henry Kamen hat jüngst ihre Allmacht über Philipp V. bestritten, ohne allerdings ihr Einflusspotential befriedigend zu untersuchen. Es erscheint daher geboten, ihre tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten auszuloten. Dabei ist insbesondere ihr Verhältnis zu den Günstling-Ministern entscheidend; an erster Stelle ist Giulio Maria Alberoni zu nennen. Dieser hatte als Gesandter des Herzogs von Parma die Heirat von dessen Nichte mit Philipp V. eingefädelt und stieg anschliessend zum Günstling-Minister der Krone auf. Gleichzeitig führte er seine ausserordentlich dichte Korrespondenz mit dem Herzog von Parma fort. Zu untersuchen ist, ob Alberoni oder die Königin in den Jahren ab 1714 die zentrale Figur einer „italienischen“ Faktion am Hof waren bzw. ob die Königin sukzessive Kontrolle über die zunächst vom Günstling-Minister (oder gar indirekt vom Herzog von Parma) dominierten Netzwerke zu erlangen vermochte. Dabei ist insbesondere ihre Rolle in der 1717 durchgeführten Neuordnung der zentralen Verwaltung (Schaffung von drei Ministerien) zu beleuchten. Weiterhin ist zu untersuchen, inwieweit und aus welchen Motiven heraus die Königin am Sturz Alberonis im Jahr 1719 beteiligt war und ob sie ihre Stellung am Hof unter den folgenden Günstling-Ministern ausbauen konnte. Schliesslich ist ihr Anteil an der spanischen Aussenpolitik zu untersuchen, insbesondere im Hinblick auf die Politik in Italien, die in der Wiedergewinnung eines Grossteils der im Frieden von Utrecht abgetretenen Territorien gipfelte. Die Netzwerkanalyse, die damit erstmals auf den spanisch-bourbonischen Hof angewendet wird, verspricht Erkenntnisse zu liefern über die Position der Königin in der Figuration des Hofes, ihr Verhältnis zu den Günstling-Ministern, die Bindungen an ihre parmesische Herkunftsfamilie und ihre Rolle in den Faktionskämpfen am Hof („italienische“ gegen „französische“ und gegen „kastilische“ Faktion). Dabei soll einerseits die Patronage der Königin analysiert werden, andererseits sind die Hoffaktionen durch eine vergleichende Analyse von Gesandtenberichten zu identifizieren, wobei vor allem auf den Beichtvater des Königs als alternativem Machtpol am Hof zu achten ist. Schliesslich sind die Legitimationsstrategien der Königin in den Blick zu nehmen. Bekannt ist, dass die Königin den Vorwurf, sie dominiere die Politik der Krone, abzuwehren versuchte, indem sie betonte, stets nur dem Willen ihres Gatten folgend zu handeln. Hier könnte, ähnlich wie im Fall von Madame de Maintenon (vgl. Teilprojekt 1), eine Strategie zur Abwehr von Kritik an ihrem Einfluss auf den König vorliegen. Die drei Teilprojekte können somit im Vergleich Handlungsrahmen und Legitimationsgrundlage „weiblicher Diplomatie“ bestimmen.

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