Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der italienischen Arbeiterschaft während des Baus des Gotthard-, Simplon- und des Lötschbergtunnels. Eine vergleichende Untersuchung

AutorIn Name
Linda
Gianfreda
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Rohr
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2016/2017
Abstract
Mit dem Bau der Eisenbahntunnel am Gotthard (1872–1882), Simplon (1898–1921) und Lötschberg (1907–1913) wurden drei grosse und für die Schweiz sowie für die europäischen Nachbarländer wichtige Alpendurchstiche realisiert. Diese Eisenbahntunnels konnten jedoch nicht ohne die harte Arbeit der Tunnelarbeiter verwirklicht werden. Bei diesen handelte es sich zum grössten Teil um Arbeiter italienischer Herkunft. Die Untersuchung ihrer Lebensund Arbeitsverhältnisse während des Baus der drei Tunnels steht in Zentrum dieser vergleichenden Untersuchung. Sozioökonomische Aspekte, die in dieser Studie thematisiert werden, sind die Wohnverhältnisse, die sanitären Einrichtungen, Krankheiten, medizinische Einrichtungen und Sozialleistungen bei Krankheiten und Unfällen, die Ernährung der italienischen Arbeiter sowie deren Freizeitgestaltung. Bei der Analyse der Arbeitsbedingungen stehen die Arbeit im Tunnel sowie Unfälle und Streiks im Fokus. Bei den verwendeten Quellen handelt es sich besonders um Berichte, die von Ärzten oder Experten, meist im Auftrag des Bundesrates oder einer höheren Behördenstelle, verfasst wurden. Hinter diesen Berichten stand meist bereits ein Problem, welches durch eine Untersuchung analysiert wurde, weshalb dadurch gleichzeitig V erbesserungsvorschläge formuliert werden konnten. Daneben wurden Zeitungsartikel und Briefe, etwa von Dr. Giaccone, der am Südportal des Gotthardtunnels als Arzt tätig war, herangezogen. Selbstzeugnisse von italienischen Arbeitern sind hingegen fast nicht vorhanden, weil viele damals noch Analphabeten waren. Die im Hauptteil analysierten Lebensund Arbeitsverhältnisse der italienischen Arbeiter während des Baus des Gotthard-, Simplonund Lötschbergtunnels wurden in der Synthese miteinander verglichen. Dabei richtete sich der Verleich in erster Linie nach inhaltlichen Kriterien. Beim Vergleich der drei Grossbaustellen traten sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten hervor. So zeigt ein Vergleich der Wohnverhältnisse zwischen dem Gotthard-, Simplonund Lötschbergtunnel letztlich auf, dass die Betroffenen bei allen drei Eisenbahnbaustellen mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten. Besonders problematisch war der Platzmangel, welcher in allen Tunneldörfern herrschte. Die sanitären Anlagen oder die Wasserversorgung waren am Simplonund am Lötschbergtunnel hingegen in einem besseren Zustand, als dies beim Gotthardtunnel der Fall gewesen war. Dies trifft auch auf die medizinischen Einrichtungen zu. In Bezug auf die Arbeitsverhältnisse sind wenige Unterschiede festzustellen, denn die Arbeit im Tunnel stellte sich in allen drei Eisenbahntunnels als äusserst anstrengend und gefährlich dar. Die Arbeiter mussten mit starker Hitze, mit hoher Luftfeuchtigkeit und physischer Belastung zurechtkommen. Was die Arbeitsverhältnisse vom Gotthardtunnel zum Simplonund Lötschbergtunnel unterschied, war die am Gotthard noch fehlende oder schlecht funktionierende V entilation. Durch den Vergleich der Lebensund Arbeitsverhältnisse der italienischen Arbeiterschaft an den drei Eisenbahntunnels wurde insgesamt eine Reihe von Verbesserungen erkennbar – zwischen dem Gotthardtunnel einerseits und dem Simplonsowie Lötschbergtunnel andererseits. Gleichzeitig konnte aufgezeigt werden, dass die schlechten Lebensund Arbeitsbedingungen am Gotthardtunnel kein Einzelfall waren, denn am Simplonund am Lötschbergtunnel traten in Bezug auf die Lebensund Arbeitsverhältnisse oft ähnliche Probleme auf, auch wenn diese nicht mehr überall so einschneidend waren, wie es am Gotthardtunnel der Fall gewesen war.

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