Die Eroberung Sewastopols im Zweiten Weltkrieg (1941-1942). Die deutsche Artillerie gegen die stärkste Landfestung der Welt

AutorIn Name
Sebastian
Weber
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stig
Förster
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2010/2011
Abstract
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den näheren Ereignissen bei Sewastopol im Zweiten Weltkrieg. Sewastopol liegt am südwestlichen Rand auf der Halbinsel Krim, direkt am Schwarzen Meer. Die Hafenstadt wurde 1783 gegründet und schon früh zum wichtigsten Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Nach der Feuertaufe im Krimkrieg (1853-1856) geriet Sewastopol auch im Zweiten Weltkrieg im Zuge des deutschen Ostfeldzuges in den Fokus der Kriegsgeschehnisse. Die Stadt war bis dahin zu einer gewaltigen Landfestung mit zahlreichen Festungswerken ausgebaut worden. Bereits Ende 1941 startete die deutsche Wehrmacht ihren ersten Angriff auf die Festung. Dieser misslang jedoch. Im darauffolgenden Jahr liess Adolf Hitler die 11. Armee unter der Führung von Erich von Manstein, als vorbereitende Operation für die grosse Sommeroffensive Richtung Kaukasus, erneut gegen die Krimstadt vorgehen. Im Juni und Juli traf die grösste deutsche Artilleriemassierung im Zweiten Weltkrieg auf die starke sowjetische Festung. Unter anderem hatten die deutschen Angreifer die beiden gewaltigen Artilleriegeschütze Karl und Dora auf die Krim transportiert und dort auch eingesetzt. Anfang Juli wurde Sewastopol von der 11. Armee vollständig eingenommen. Diese Arbeit legt den Schwerpunkt auf den zweiten deutschen Angriff von 1942 und ist bei der Behandlung des Themas vor allem zwei grundsätzlichen Forschungsfragen nachgegangen. Zum einen der Frage nach der Art und Weise, wie die Festung im Sommer 1942 erobert wurde. Weshalb kam es hier zu einem solch grossen Artillerieaufmarsch – insbesondere dem Einsatz der allerschwersten Artillerie? In welchem Verhältnis stand der Aufwand, der mit dem Einsatz dieser Geschütze verbunden war, zum Ertrag? Zum anderen stellt sich die Frage, weshalb Hitler die Festung unbedingt einnehmen wollte. War die Eroberung überhaupt notwendig? Zur Beantwortung der Fragen wird Sekundärliteratur herangezogen. Aber auch gedruckte und ungedruckte Quellen werden gebraucht, so etwa Dokumente der Wehrmacht aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau. Was die erste Forschungsfrage betrifft, so zeigt sich im Hauptteil der Arbeit, dass es mehrere Motive gab, weshalb die Militärführung 1942 derart schweres Geschütz auffahren liess. Ein konzentrierter Einsatz der Artillerie und Luftwaffe war vor dem zweiten Angriff von Teilen der 11. Armee ausdrücklich gefordert worden. Die Erfahrungen vom ersten Angriff im Dezember 1941 hatten klar gezeigt, dass es der 11. Armee an vielem gefehlt hatte. In den Quellen finden sich Hinweise darauf, dass Hitler mit dem erhöhten Einsatz an Artillerie vor allem die angeschlagene Infanterie schonen wollte. Für den Einsatz der allerschwersten Geschütze (60 und 80 cm) vor Sewastopol kommt die Arbeit ausserdem zu dem Schluss, dass die deutsche Führung, insbesondere Propagandaminister Joseph Goebbels, vor allem die Absicht verfolgte, den Einsatz dieser gigantischen Geschütze propagandistisch auszuschlachten. Ihr Einsatz sollte die Welt von der eigenen, ungeschwächten Angriffskraft überzeugen. In Hinsicht auf die zweite Forschungsfrage hat sich gezeigt, dass es wichtig ist die Gründe für den Angriff auf Sewastopol von den Gründen für die Eroberung der übrigen Krim im Sommer 1942 zu trennen. Während die Eroberung der Halbinsel Kertsch für ein Vorhaben Richtung Kaukasus von grosser Notwendigkeit war (die Strasse von Kertsch ermöglichte erst den militärischen Aufmarsch für die Eroberung der kaukasischen Ölfelder), so hätte für den Angriff auf Sewastopol die Alternative bestanden, die Stadt einfach nur zu umschliessen. Auch wenn Teile der Wehrmacht die deutsche Kontrolle über das Schwarze Meer an die Eroberung Sewastopols knüpften, war eine Eroberung der Hafenstadt im Sommer 1942 aus rein militärischer Sicht nicht mehr zwingend notwendig. Hier wird auch das Argument entkräftet, Sewastopol sei eine grosse Gefahr für die Südflanke der deutschen Armeen gewesen. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Hitler und Goebbels mit der Eroberung Sewastopols mehr als nur militärische Ziele verfolgten. In der Festung wurde ein sowjetisches Symbol erkannt, das es Hitler ermöglichte, mit der Einnahme einen psychologischen Sieg zu erzielen. Seit der Winterkrise von 1941/42 war die deutsche Moral angeschlagen. Der Sieg sollte den deutschen Soldaten und den Menschen in der Heimat einen moralischen Auftrieb geben. Zudem verfolgte die deutsche Führung das Ziel, mit dem Sieg bei Sewastopol das Ausland von der deutschen Stärke zu überzeugen und mögliche Feinde abzuschrecken. Schon früh nach dem Fall der Stadt wurde deshalb mit der Vermarktung des deutschen Sieges begonnen. Erste Journalisten und politische Schlachtfeldtouristen besuchten den Kriegsschauplatz.

Zugang zur Arbeit

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