Abstract
My dissertation deals with the Jüdischer Frauenbund (JFB), established in 1904 and dissolved by the Nazis in 1939. About 20% of German Jewish women belonged to the JFB. They were looking for their identity as Jews and called for a cultural renaissance of Judaism. As women they fought to become equal members of the Jewish community, hoping to solve important problems facing German Jewry.
In asking the question whether the construction of a female Jewish collective identity was successful I come to the conclusion that the JFB was not able to represent all Jewish women; most employed, Orthodox, Zionist and Eastern European Jewish women as well as the younger generation were not involved. Although the JFB had some success regarding equal rights for women, it did not fundamentally challenge the political, social and gender order. Its anti-modern concept of morality led the members of the JFB to emphasize the preservation of the Jewish ethnic body. Social hygiene became its guiding principle. In 1933, the JFB first advocated withdrawal into intra-Jewish structures, yet from the end of 1935 it organized the emigration of Jewish women and girls out of Nazi Germany.
This dissertation critically challenges earlier research by the American historian Marion Kaplan concerning the JFB. Kaplan ignored proximity of the JFB to Cultural Zionism. Furthermore, I argue that the JFB was a women´s but not a feminist movement, thereby applying Judith Butler´s definition of feminism.
Zusammenfassung
Meine Dissertation beschäftigt sich mit dem 1904 gegründeten und 1939 durch die Nationalsozialisten aufgelösten Jüdischen Frauenbund (JFB), dem etwa 20 % der deutschen Jüdinnen angehörte. Diese suchten nach ihrer Identität als Jüdinnen und plädierten für eine kulturelle Renaissance des Judentums. Als Frauen kämpften sie darum, gleichberechtigte Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft zu werden und hofften so, wichtige Probleme des deutschen Judentums zu lösen.
Mir stellt sich die Frage, ob die Konstruktion einer weiblichen jüdischen Kollektiv-Identität erfolgreich war. Ich komme zu dem Ergebnis, dass der JFB sein Anliegen, alle jüdischen Frauen zu repräsentieren, nicht erreicht hat, denn ihm blieben berufstätige, orthodoxe, zionistische und ostjüdische Frauen sowie die jüngere Generation weitgehend fern. Der JFB erzielte zwar frauenpolitisch einige Erfolge, stellte aber weder die politischen und sozialen Verhältnisse noch die Ordnung der Geschlechter grundsätzlich in Frage. Sein antimoderner Sittlichkeitsbegriff führte zu einer Praxis, die der Erhaltung des jüdischen Volkskörpers oberste Priorität beimass und Sozialhygiene zur Leitdisziplin erhob. 1933 befürwortete der JFB zunächst den Rückzug in innerjüdische Strukturen, organisierte aber ab Ende 1935 die Auswanderung jüdischer Frauen und Mädchen aus Nazi-Deutschland.
Ich stelle eine frühere Forschungsarbeit der amerikanischen Historikerin Marion Kaplan über den JFB in Frage. Kaplan nahm die grosse Nähe des JFB zum Kulturellen Zionismus nicht zur Kenntnis. Ausserdem zeige ich, dass der JFB zwar eine Frauen-, aber keine feminis
Download unter: https://doi.org/10.5167/uzh-150729