Briten am Nil. Das Leben der britischen Gemeinschaft während der Besatzung 1882-1922 in Ägypten

AutorIn Name
Silvia
Gebhard
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stig
Förster
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2014/2015
Abstract
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Leben der in Ägypten wohnhaften Briten während der Besetzung durch Grossbritannien in den Jahren 1882 bis 1922. Dabei wird untersucht, wie sich die britische Gemeinschaft in Ägypten zusammensetzte und wie die Lebenswelt aussah, in der sie sich bewegte. Ausserdem werden die Faktoren erläutert, welche das Leben und das Verhalten der Briten in Ägypten beeinflussten. Die Herrschaft Grossbritanniens über Ägypten begann im Jahr 1882 mit der Besetzung des Landes. Unter dem „Veiled Protectorate“, bei dem formell immer noch der ägyptische Khedive Herrscher über Äypten war, lag die Macht in den Händen des britischen Generalkonsuls. Die britische Kontrolle über Ägypten hatte zur Folge, dass britische Beamte ins Land kamen, um in den ägyptischen Ministerien zu arbeiten. Die durch die britische Herrschaft geschaffenen Rahmenbedingungen zogen neben den Beamten vermehrt auch andere Briten nach Ägypten, wie beispielsweise Geschäftsleute, Ingenieure und Arbeiter. Die Einstellung und das Verhalten der Briten gegenüber den Ägyptern war geprägt von Vorurteilen und einem spezifischen Bild der „orientalen Rasse“. Die bereits in Europa gefestigten Vorstellungen wirkten sich auf die Wahrnehmungen vor Ort aus. Verschiedene Faktoren beeinflussten die Sicht auf Ägypten und die Ägypter. Besonders fasziniert waren die Europäer von der altägyptischen Zivilisation. Begleitet wurde diese Faszination von einer erstarkenden Ägyptologie. Auch die Vorstellungen einer exotischen orientalischen Welt prägte die britische Wahrnehmung von Ägypten. Beeinflusst wurde dieses Bild unter anderem durch die Geschichten von 1001 Nacht. Ausserdem hatten stereotype Vorstellungen sowie rassistische und darwinistische Theorien Auswirkungen auf die Sicht über die „Orientalen“. Dabei war die Überzeugung, dass die eigene westliche Zivilisation der orientalischen überlegen war, tief verwurzelt. Der Islam wurde vorwiegend als negativer Einfluss betrachtet. Diese Einstellung gegenüber den Einheimischen und ihrer Kultur prägte das Leben der Briten in Ägypten und ihr Verhalten gegenüber den ägyptischen Beamten. Die in Ägypten lebenden Briten bauten sich eine eigene abgeschiedene Welt auf. Die Abgrenzung zu den Einheimischen begann bereits mit der räumlichen Trennung der Wohngebiete. Die meisten Distrikte waren ziemlich klar in einheimische Wohnquartiere einerseits und europäische Viertel andererseits unterteilt. Doch auch auf der sozialen Ebene herrschte eine klare Trennung zwischen Ägyptern und Briten. Der Kontakt zwischen den beiden Gruppen beschränkte sich oft auf den Arbeitsalltag, beispielsweise auf die Zusammenarbeit zwischen britischen und ägyptischen Beamten. In ihrer Freizeit flüchteten sich die Briten meistens in ihre eigene britische oder zumindest europäische Welt. Allerdings muss festgehalten werden, dass es wie bei allen hier diskutierten Aspekten auch in diesem Bereich bedeutende Ausnahmen gab. Dazu gehörten beispielsweise britische Missionare, welche den Kontakt mit den Ägyptern suchten und sich oft in ägyptischen Wohnquartieren niederliessen. Diverse Gründe führten zu der Abgrenzung zur einheimischen Bevölkerung. Dazu gehörte die britische Überzeugung, eine angemessene Trennung zwischen Herrschenden und Untertanen bzw. auch zwischen der überlegenen und der minderwertigen Rasse sei notwendig. Ausserdem bestand oft eine sprachliche Barriere, denn viele Briten beherrschten die arabische Sprache nicht oder nur sehr schlecht. Die Briten in Ägypten konnten sich durch die Abgrenzung zu den Einheimischen auf Distanz zu einer ihnen fremden Welt halten. Sie ermöglichte ihnen aber auch, sich eine weitgehend vertraute Umgebung aufzubauen, die derjenigen von Zuhause glich. Die Briten entwickelten einen Lebensstil, der demjenigen in Grossbritannien nahe kam. Damit konnten sie ihre gemeinsame Identität erhalten und ihre kulturellen Eigenheiten pflegen, weshalb viele spezifisch britische Einrichtungen auch in Ägypten etabliert wurden. So spielten beispielsweise Clubs oder die Sportkultur eine wichtige Rolle im Leben vieler in Ägypten lebender Briten. Letztere blieben häufig unter sich, abgegrenzt nicht nur von den Ägyptern, sondern auch von den anderen Europäern Der Erste Weltkrieg brachte für die britische Gemeinschaft in Ägypten grosse Veränderungen mit sich. Viele britische Männer verliessen das Land. Dazu gehörten insbesondere das militärische Personal der Besatzungsarmee und die Offiziere der ägyptischen Armee. Aber auch viele andere entschieden sich für den Kampf an der europäischen Front. Dafür wurden tausende Soldaten aus dem ganzen Empire in Ägypten stationiert. Durch die Lasten des Ersten Weltkrieges wurde der Unmut der ägyptischen Bevölkerung gegen die britische Herrschaft immer grösser. Unabhängigkeitsbestrebungen gewannen dadurch an Schwung. Unter dem Druck der nationalistischen Bewegung gewährte Grossbritannien Ägypten im Jahr 1922 schliesslich eine beschränkte Unabhängigkeit.

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