Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christian
Rohr
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2014/2015
Abstract
Der Hurrikan Katrina von 2005 wurde zu einem Medienereignis, das sich nicht nur in den üblichen zeitgenössischen Medien abspielte, sondern auch auf der sozialen Videoplattform Youtube. Die Videos auf Youtube dienen als Quellengrundlage für eine qualitative und diskursive Beispielanalyse, die nach den vorkommenden Diskursen bei der Deutung der Naturkatastrophe fragt. Dabei wird gefragt, welche Diskurse die jeweiligen Videos bedienen. Handelt es sich um traditionelle Deutungen der Katastrophe als Strafe Gottes, anthropomorphisierende Deutungen, die etwa von der Natur als Kriegsgegner sprechen, Deutungen, die das Augenmerk auf die mangelnde Hilfeleistung durch die Bush-Regierung legen oder Darstellungen, die von einer menschengemachten Naturkatastrophe sprechen? Diese Deutungen ergeben sich sowohl aus einem historischen Abriss über die gängigsten Deutungsmuster im Umgang mit Naturkatastrophen als auch aus einer kurzen Geschichte der Naturkatastrophen in den USA und New Orleans.
Die audiovisuellen Quellen werden in ihrer Form gemäss sowohl auf einer sprachlich-textlichen wie auch auf einer visuellen und performativen Ebene mit den zuvor umrissenen Deutungsdiskursen analysiert. Um mit der bisher kaum aus geschichtswissenschaftlicher Sicht erforschten Videoplattform Youtube zu arbeiten, wurden vier Kategorien von Videos erstellt, in welchen insgesamt 19 Videos einer eingehenderen Analyse unterzogen werden. Diese Videos wurden mit einem eigens entwickelten Verfahren ausgewählt, indem eine grössere Zahl von insgesamt 55 Videos zunächst in Youtube-Playlisten gespeichert wurde. Aus diesen Playlisten wurden anschliessend möglichst beispielhaft und repräsentativ für die ersten drei Kategorien sechs Videos und für die letzte Kategorie ein Video ausgewählt. Die Kategorien „Aufnahmen während des Sturms“, „Collagen“, „Musikvideos“ und „Dokumentation“ werden anschliessend miteinander verglichen und in Beziehung gesetzt. Dabei zeichnet sich eine bestimmte Verlaufsstruktur der Videos ab, obwohl die zeitliche Perspektive aufgrund der mangelnden Aussagekraft der Youtube-Videos als Kategorisierungsmöglichkeit verworfen wurde. Die Videos bauen in der Reihenfolge der vorgeschlagenen Kategorien sowohl zeitlich, in Bezug auf die Verwendung der Videoinhalte, als auch inhaltlich diskursiv aufeinander auf. Mit zeitlicher Distanz zum Ereignis und zunehmenden komplizierteren Produktionsmethoden der Videos nehmen auch die Gleichzeitigkeit sowie die Überlagerung der Diskurse zu. Die Aufnahmen, die während des Sturms entstanden, sowie die Collagen versammeln häufiger und prägnanter die traditionellen Deutungsdiskurse. Die musikalische Verarbeitung der Katastrophe versammelt hingegen das gesamte Spektrum der vorgestellten Diskurse, während in der Kategorie „Dokumentation“ neben einer Sprechweise von einer vermenschlichten Natur vor allem differenzierte Erklärungen gegeben werden. In diesen beiden Kategorien ist aber zu beobachten, dass sich die Diskurse auch überlagern und vermischen.
Die Arbeit gibt somit inhaltlich einen Einblick über die Deutungsdiskurse zum Hurrikan Katrina wie auch theoretische Anregungen zur Verwendung von Youtube als Quelle und dem Katastrophenbegriff als kulturwissenschaftlichem Analyseraster.