Während des Zweiten Weltkriegs betrieb der militärische Nachrichtendienst des Dritten Reiches – die Abwehr – in der Schweiz eine nachrichtendienstliche Organisation, welche mit einem Personal von rund 20 Mitarbeitern aus den deutschen diplomatischen Niederlassungen in den Städten Bern, Zürich, Genf und Lugano agierte. Obwohl die Existenz dieser vom Dritten Reich als «Kriegsorganisation Schweiz» und den Schweizer Behörden als «Büro-F» bezeichneten Stelle den Schweizer Behörden seit dem Zweiten Weltkrieg bekannt war, liegen bis heute nur rudimentäre Forschungsergebnisse über deren innere Organisation, Personalien, Aufgaben, Erkenntnisinteressen und Methoden vor.
Aufbauend auf den Erkenntnissen des Schweizer Militärhistorikers Hans-Rudolf Fuhrer, welcher in den 1980er Jahren die These aufstellte, dass das Dritte Reich ab 1942 in der Eidgenossenschaft nicht gegen die Schweiz, sondern gegen die alliierten Nachrichtendienste arbeitete, stellt die vorliegende Masterarbeit die deutsche Gegenspionage im Zeitraum von 1942 bis 1945 ins Zentrum.
Anhand von unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Ermittlungsakten der alliierten Nachrichtendienste gegen Hans-Otto Meissner, Hans von Pescatore und Willy Piert, von welchen die deutsche Gegenspionage im Untersuchungszeitraum in der Schweiz geleitet wurde, werden mehrere Fragestellungen untersucht.
Die Untersuchung liefert erstmals detaillierte Erkenntnisse darüber, wie die deutsche Gegenspionage in der Schweiz unter den Gesichtspunkten der inneren Organisation, den Erkenntnisinteressen, der Arbeitsweise und der Methoden funktionierte. Es wird weiter erstmals gezeigt, wie die deutsche Gegenspionage in der Schweiz gegen die alliierten Nachrichtendienste vorging. Verwendung findet vornehmlich Aktenmaterial aus dem britischen Nationalarchiv in London (TNA), dem Schweizerischen Bundesarchiv (BAR) und dem Archiv für Zeitgeschichte in Zürich (AfZ).