Die Entwicklung der Fankultur im Fussball – Was für einen Einfluss hat deren Veränderung auf den gegenwärtigen Stadionbetrieb? Das Fallbeispiel „Stade de Suisse“ in Bern

AutorIn Name
Fabienne
Dillon
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Joachim
Eibach
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2011/2012
Abstract
In den letzten 50 Jahren hat sich die Kultur im Fussball stark verändert und entwickelt. Der soziale Wandel, die Anpassungen in der Fankultur und die damit verbundenen neuen Ansprüche an die Fussballstadien haben einen grossen Einfluss auf die baulichen, organisatorischen, sozialen und technischen Bedingungen im und rund um das Stadion. Anhand des Fallbeispiels „Stade de Suisse“ werden die Entwicklungen in der bernischen Fankultur im Fussball untersucht. In Gesprächen mit involvierten Personen wurde die Berner Fankultur der letzten 50 Jahre rekonstruiert. Der zeitliche Schwerpunkt der Interviews liegt jedoch auf den letzten zehn Jahren, da sich das Erinnerungsvermögen der meisten Interviewpartner vor allem auf diesen Zeitraum beschränkt. Die Arbeit gibt dem Leser einen praxisorientierten Überblick über die Entwicklung der Fankultur in Bern, die Stadien Wankdorf und Stade de Suisse, die Sicherheitsvorkehrungen rund um ein Fussballspiel, die Zusammenarbeit der betroffenen Parteien und nicht zuletzt die in der Öffentlichkeit intensiv diskutierten Themen wie Ausschreitungen, Hooligans und Ultras. Die Masterarbeit gliedert sich in sieben Teile. Teil I umfasst die theoretischen Grundlagen zur ausgewählten Methodik „Oral History“ und deren Vorund Nachteile sowie die Auswahl der Interviewpartner. Teil II erklärt die Ursprünge des Fussballs in England sowie die Entwicklung in seinem Heimatland. Nicht nur der Fussball hat sich gewandelt, sondern auch die Stadien. Teil III widmet sich der Geschichte der Fussballstadien. Die Stadien übernehmen eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Fankultur. In Teil IV werden die Fussballfans betrachtet. Wer waren die Zuschauer früher und wie kam es zu dem starken Zuwachs an Fussballinteressierten? In den letzten 30 Jahren hat die Gewalt an Fussballspielen zugenommen. Teil V fasst die Anfänge der Zuschauerausschreitungen und deren Ursachen zusammen. Mit diesen vier Teilen – Fussball, Stadien, Zuschauer und Gewalt – erhält der Leser ein umfassendes Hintergrundwissen für den darauf folgenden Teil VI, welcher den eigentlichen Hauptteil dieser Arbeit bildet und die Auswertung der Interviews beinhaltet. Der Wandel vom alten Wankdorf zum Neubau Stade de Suisse, die Veränderung der Fankultur und die Entwicklung des Zuschauerpublikums in Bern sowie der Einfluss der veränderten Fankultur auf den Stadionbetrieb, die Sicherheitsproblematik während eines Spiels und die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien werden aufgezeigt. Die abschliessenden Schlussfolgerungen nehmen die in Teil VI gewonnenen Erkenntnisse auf. Der Aufstieg des Fussballspiels zu einem modernen Massenphänomen hat die Struktur der Fankultur wesentlich verändert. Waren früher hauptsächlich Männer typische Spielbesucher, sind heute vermehrt auch Frauen und ganze Familien im Stade de Suisse anzutreffen, Tendenz steigend. Der Grund dafür ist unter anderem in der Kommerzialisierung des Fussballs zu suchen. Heutige Fussballklubs sind professionell geführte Unternehmen, die sich auf ein breites Zuschauerpublikum spezialisiert haben. Das neue Stade de Suisse mit seiner modernen Infrastruktur steht exemplarisch für die Kommerzialisierung. Die Modernisierung des Stadions und angepasste Marketingmassnahmen, wie spezielle Anlässe oder After-Partys, haben massgeblich zu einer Veränderung des Publikums und der Atmosphäre im Stadion beigetragen. Das Fussballspiel hat sich von einem Sportanlass zu einem gesellschaftlichen Event entwickelt. Ein Wandel hat auch in der Fankultur stattgefunden. Gab es früher nur vereinzelte Fanklubs mit ein paar hundert Fans, so ist in den letzten zehn Jahren eine markante Zunahme an Klubs und Fans in Bern zu verzeichnen. Die Fanklubs zeigen eine bessere und professionellere Organisation, was sich unter anderem in der abgestimmten Kleidung oder dem Verkauf von eigenen Fanartikeln widerspiegelt. Während der Spiele ist ihre Grösse und Professionalität beispielsweise durch vermehrte Präsenz erkennbar. Die Fanmittel sind kreativer und vielfältiger geworden und haben sich räumlich im Fanblock ausgebreitet. Die durchorganisierten Choreographien entwickelten sich zu einem wichtigen Teil der Fankultur. Nicht zuletzt hat sich durch die veränderte Fankultur in Bern eine Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Parteien gebildet. Vor 20 Jahren war eine so enge Kooperation kein Thema. Heute jedoch ist eine Zusammenarbeit Voraussetzung, um überhaupt eine gewisse Sicherheit für das Publikum gewährleisten zu können.

Access to the work

Library

Academic works are deposited in the library of the university where they originated. Search for the work in the central catalogue of Swiss libraries