„Pferderennen in Bern“. Pferdesportveranstaltungen in Bern zu Beginn des 20. Jahrhunderts

AutorIn Name
Maya
Eng
Academic writing genre
Master thesis
Status
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Rohr
Institution
Historisches Institut
Place
Bern
Year
2017/2018
Abstract
Für viele Jahrhunderte spielte das Pferd als Nutztier des Menschen in der Landwirtschaft und für die Fortbewegung eine entscheidende Rolle. Ebenso bildeten berittene Einheiten, von den Ritterheeren des Mittelalters bis hin zur Kavallerie neuzeitlicher Heere, einen zentralen Teil der Kriegsführung. Der sportliche Charakter des Reitens beschränkte sich lange Zeit auf die im Adel weit verbreitete Jagd, bis im 17. und 18. Jahrhundert vermehrt auch Pferderennen wieder an Popularität gewannen, zunächst insbesondere in England. Der Wandel zum modernen Reitsport mit seinen Hauptausrichtungen Pferderennen, Springreiten, Military-Reiten und Dressur vollzog sich allmählich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und erreichte schliesslich auch die Schweiz. Die Ursprünge dafür liegen einerseits im militärischen Bereich, andererseits ist auch der Einfluss des stark britisch geprägten Tourismus nicht zu unterschätzen. Die Masterarbeit widmet sich der Entwicklung des Pferdesports in der Stadt und im Kanton Bern. Die Autorin geht der Frage nach, warum sich Pferdesportveranstaltungen in Bern angesiedelt haben und ab wann. Sie interessiert insbesondere, welche Pferdesportveranstaltungen bzw. Disziplinen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Bern stattfanden, wo diese in Bern ausgetragen wurden, wie der Ablauf einer solchen Veranstaltung aussah und unter welchen Bedingungen solche Veranstaltungen abliefen. Den Untersuchungszeitraum ist auf die Periode von den ersten Pferdesportveranstaltungen in der Stadt Bern bzw. der Gründung des Schweizerischen Rennvereins, Sektion Bern im Jahr 1879 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eingegrenzt. Berücksichtigt werden dabei nur offizielle Veranstaltungen, wohingegen interne Meisterschaften oder Prüfungen für diese Arbeit nicht relevant sind. Die Arbeit ist einem klassischen historisch-hermeneutischen Zugang verpflichtet und stützt sich insbesondere auf Rennberichte, Startlisten, Ranglisten, Rennprogramme, Mitgliederverzeichnisse, Veranstaltungsplakate und -berichte, Inserate, auf die Jahrbücher des Schweizerischen Verbandes für Pferdesport sowie einer grösseren Anzahl an Fotografien. Was einst mit einem militärischen Hintergrund begann, entwickelte sich mehr und mehr zu einem Volksfest und einer wichtigen Freizeitbeschäftigung für Reiter und Zuschauer. Das Reiten blieb durch den starken Bezug zum Militär vorerst den Männern vorbehalten. In der Schweiz kümmerten sich das Kavallerie-Remontendepot (später Eidgenössische Militärpferdeanstalt) in Bern und die Eidgenössische Pferderegieanstalt in Thun um die Ausbildung der Militärpferde und der Kavalleristen. Das Remontendepot war im heutigen Breitenrain der Stadt Bern angesiedelt und beherbergte zeitweise über 1000 Pferde, die Regieanstalt befand sich neben der Thuner Allmend. Das Reiten galt Ende des 19. Jahrhunderts aber auch als beliebte Freizeitbeschäftigung des gehobenen Bürgertums, etwa in der 1897 erbauten städtischen Reitschule auf der Schützenmatte. Reitsport zu betreiben war ein Ausdruck von Reichtum und Prestige. Als erste Pferdesportdisziplin etablierte sich das Rennreiten. Die aus England stammenden Pferderennen fanden in der Schweiz grossen Anklang. Bei Briten beliebte Ferienorte nutzten Pferderennen als Spektakel für ihre (englischen) Touristen. Der Ursprung der Schweizer Pferderennen liegt aber nicht in einem touristischen Ferienort, sondern in den Städten. Bereits im Jahr 1872 wurden in Zürich für die Deutschschweiz sowie in Lausanne für die Westschweiz die ersten Rennsportvereinigungen der Schweiz gegründet und somit der Grundstein für Pferderennen gelegt. Bern schloss sich 1879 diesem Verband an und veranstaltete von da an regelmässig Pferderennen. Später wurde aus diesen Vereinigungen der „Verband Schweizer Renngesellschaften“, dem die Rennvereine untergeordnet waren. Durch das Remontendepot bot sich in Bern eine gute Basis, um weitere Disziplinen an die Öffentlichkeit zu bringen und zu verbreiten. Durch den militärischen Hintergrund wurden vor allem die Disziplinen Dressur, Springen und Military in Bern gefördert. Zudem siedelte sich in Bern der Schweizerische Verband für Pferdesport an, der seit dem Jahr 1900 besteht und seinen Ursprung im „Verband Schweizer Renngesellschaften“ hat. Die Arbeit enthält eine Auflistung aller offiziellen Berner Pferdesportveranstaltungen von 1879 bis 1939 Anlässe und beleuchtet dabei die „Veranstaltungsbedingungen“, d.h. Gelände und Bahn, Teilnehmer und Kategorien, Besucher, Preisgeld, Pferdewetten und Sponsoring: Manche dieser Ereignisse hatten auch einen hohen politischen Repräsentationswert, etwa das Pferderennen am 31. August 1930, bei dem neben Bundespräsident Musy auch König Faissal Ibn Hussein aus dem Irak anwesend war.

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