Zum Frauen*streik 2019: Frauen- und Geschlechtergeschichte online - Das "Digitale Deutsche Frauenarchiv"

Themen der Frauen- und Geschlechtergeschichte und die Geschichte der Frauenbewegungen lassen sich immer einfacher auch online erforschen. Aus Anlass des Frauen*streiks 2019 möchte infoclio.ch nochmals auf ein neues Portal zur Geschichte der Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum hinweisen, das Digitale Deutsche Frauenarchiv.



Ein neues Fachportal zur Geschichte der deutschsprachigen Frauenbewegungen

Das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) ist ein bislang in Europa einzigartiges Projekt: Erstmals wird das Wissen und das Quellenmaterial zur Frauengeschichte in einem gemeinsamen Portal der feministischen Erinnerungseinrichtungen gebündelt und online für alle zugänglich gemacht – als digitales Gedächtnis der deutschen bzw. deutschsprachigen Frauenbewegungen.

Bücher und Zeitschriften, teilweise unveröffentlichte Originaldokumente wie Briefe, Fotos oder Tonaufnahmen aus privaten Nachlässen feministischer Wegbereiterinnen erzählen die vielfältigen Geschichten der Frauenbewegung – einer der grössten sozialen Bewegungen der letzten 200 Jahre.

Bewahrt und aufgearbeitet wird dieses Material von den Einrichtungen des i.d.a.-Dachverbands: Rund 40 Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Italien arbeiten in diesem Netzwerk zusammen, digitalisieren ihre Materialien zur Frauengeschichte und stellen sie im DDF online zur Verfügung.

Seit dem Onlinegang des DDF im September 2018 werden fortwährend neue Digitalisate (Textdokumente, Plakate, O-Töne, Filme etc.) in das Portal eingestellt, wissenschaftlich kuratiert und untereinander verlinkt. Essays zu Schwerpunktthemen laden dazu ein, Themen, Akteurinnen und Netzwerke der Frauenbewegungen aus über zwei Jahrhunderten kennenzulernen. In der Rubrik Akteurinnen werden in einer beeindruckenden interaktiven Grafik Frauen mit ihren Netzwerken sowie Verbände und Institutionen sichtbar, die sich zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Weise in den Frauenbewegungen engagiert haben. Über die Suchfunktion des Portals kann darüber hinaus direkt in den Beständen der am i.d.a.-Dachverband beteiligten Institutionen nach Literatur und Quellenmaterial recherchiert werden.

Aus der Schweiz sind derzeit die frauen_bibliothek - die feministische bibliothek in basel sowie die Frauenlesbenbibliothek schema f in Zürich am DDF beteiligt.
Weitere Partnerinstitutionen aus der Schweiz sind dem Portal sehr zu wünschen: Interessierte Einrichtungen wie feministische Bibliotheken, Archive oder Dokumentationsstellen können über eine Mitgliedschaft im i.d.a.-Dachverband am DDF partizipieren. Am 25. März 2019 findet in Darmstadt überdies ein Vernetzungsworkshop des DDF statt zum Thema “Öffnen wir die feministischen Zeitkapseln! - Autonome frauen-/lesbenbewegte Archive treffen Wissenschaft“.



Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Schweiz

Für die Schweiz existiert eine dem DDF vergleichbare Plattform derzeit noch nicht – die Nachlässe von feministischen und frauenspezifischen Organisationen und Vereinen sind weiterhin bei einzelnen Institutionen online oder vor Ort recherchierbar. Wie schon in früheren Jahren präsentieren wir Ihnen hier eine aktualisierte Auswahl an Archiven, Vereinen und Online-Zeitschriften zu Frauengeschichte und -bewegungen in der Schweiz.

  • Gosteli-Stiftung - Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung: Das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung sammelt Quellen zur Frauengeschichte seit dem 19. Jahrhundert und bewahrt Bestände von verschiedenen Frauenorganisationen und –verbänden, Nachlässe engagierter Frauen sowie biographische Notizen auf.
  • Thurgauer Frauenarchiv (TFA): Das Thurgauer Frauenarchiv versteht sich als Gedächtnis der Geschichte der Frauen im und aus dem Thurgau. Es dokumentiert die Geschichte der Thurgauer Frauen und fördert die geschlechtergeschichtliche Forschung im Kanton.
  • Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz: Das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz sammelt, sichert und erschliesst Materialien zum Frauenleben und zur Geschlechterbeziehungen in der Ostschweiz. Das Archiv umfasst Bestände von Organisationen und Gruppen, vorwiegend Archivalien der Alten und Neuen Frauenbewegung sowie verschiedener Berufsverbände und sozialer Bewegungen, Fotos, audiovisuelle Medien und eine Zeitschriftensammlung.
  • Stiftung Frauenkulturarchiv Graubünden: Das Frauenkulturarchiv ist das Gedächtnis der Frauen in Graubünden. Die Archive von Frauenverbänden und Vereinen, politischen Parteien, kulturellen Organisationen und Privatpersonen sowie die biographischen Dossiers dokumentieren die Frauen- und Geschlechtergeschichte und damit auch die Alltagsgeschichte Graubündens im 19. und 20. Jahrhundert.
  • Associazione Archivi Riuniti delle Donne Ticino (AARDT): Der Verein des Archivverbandes der Tessiner Frauen kümmert sich um die Erhaltung und die Aufwertung der Dokumente zur Frauengeschichte im Tessin. Im Dokumentationszentrum werden Archive von Frauengruppen und -vereinen sowie Privatpersonen aufbewahrt und in der Bibliothek werden Publikationen zu feministischen und frauenspezifischen Themen gesammelt.
  • Schweizerisches Sozialarchiv: Das Schweizerische Sozialarchiv archiviert Nachlässe von verschiedenen Vereinen und Organisationen aus der traditionellen und der neuen Frauenbewegung.
  • L’émiliE: L’émiliE (ehemals „Le Mouvement Féministe“ und „Femmes en Suisse“) ist eine schweizerische feministische Monatszeitung, die seit 1912 erscheint – seit 2010 als online-Ausgabe. Alle Ausgaben seit 1920 wurden retrodigitalisiert und sind frei online zugänglich – eine interessante Quelle zur Entwicklung des Feminismus in den letzten 100 Jahren.
  • lectio difficilior - Europäische elektronische Zeitschrift für Feministische Exegese: lictio difficilior ist eine europäische Fachzeitschrift für feministische Exegese, Hermeneutik und zugeordnete Forschungsbereiche. Die Zeitschrift erscheint halbjährlich in Bern und ist frei online verfügbar.
  • Verein Feministische Wissenschaft Schweiz: Der Verein FemWiss setzt sich für die Anliegen der Frauen- und Geschlechterforschung an den Schweizer Hochschulen ein. FemWiss schaltet sich im Interesse der Chancengleichheit und der Förderung von Gender Studies in die Wissenschaftspolitik auf Bundesebene ein.
  • Women in Politics - Bibliographische Datenbank: Die Datenbank „Woman in Politics“ beinhaltet bibliographische Referenzen zu Büchern und Artikeln zum Thema „Teilnahme der Frauen am politischen Leben“. Die Datenbank beinhaltet internationale Beiträge, die nach Themen, Organisationen oder Ländern gesucht werden können.
  • Schweizerische Gesellschaft für Geschlechterforschung (SGGF): Die Schweizerische Gesellschaft für Geschlechterforschung SGGF ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. Sie fördert die Geschlechterforschung in der Schweiz und vertritt deren Interessen insbesondere in der schweizerischen Hochschul-, Wissenschafts- und Forschungspolitik. Ausserdem bietet sie ein Forum zum Austausch unter den Expertinnen und Experten für Geschlechterforschung und trägt zu deren Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene bei.