Komplizen des Erkennungsdienstes: Das Selbst in der digitalen Kultur

16. Maggio 2018 - 18:15 a 20:00
Lettura


Lecture mit begleitendem Workshop von Prof. Dr. Andreas Bernard (Leuphana Universität Lüneburg) zur Thematik "Komplizen des Erkennungsdienstes: Das Selbst in der digitalen Kultur".

Die Lecture geht von der Beobachtung aus, dass auffällig viele Verfahren der Selbstpräsentation und Selbsterkenntnis in der digitalen Kultur auf Methoden zurückgehen, die in der Kriminologie, Psychologie und Psychiatrie seit dem späten 19. Jahrhundert erdacht wurden. Das Format des «Profils», in den Sozialen Netzwerken heute unbestrittener Ort der Selbstdarstellung, entstand als «psychiatrisches Profil» von Internierten oder als "Täterprofil" von Serienmördern. Die Selbstortung auf dem Smartphone, ohne die kein Pokémon-Go-Spiel und keine Registrierung bei Uber, Yelp oder Lieferando möglich wäre, nutzt eine Navigationstechnologie, die bis vor zehn Jahren hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Einsatz von Peilsendern in der Polizeifahndung oder mit der elektronischen Fußfessel bekannt war. Und die Vermessungen der «Quantified Self»-Bewegung zeichnen Körperströme auf, die einst die Entwicklung des Lügendetektors voranbrachten. Der Vortrag versucht diese wissensgeschichtlichen Zusammenhänge zu erhellen und geht der irritierenden Frage nach, warum Geräte und Verfahren, die bis vor kurzem Verbrecher und Wahnsinnige dingfest machen sollten, heute als Vehikel der Selbstermächtigung gelten.

Organizzato da
Universität Luzern

Veranstaltungsort

Universität Luzern, Raum 3.B58
Frohburgstrasse 3
6002 
Luzern

Contatto

Dr. Christina Cavedon

Ulteriori informazioni sugli eventi

Informazioni sui costi

CHF 0.00